Sri Lanka – Strahlend schönes Land

Vielen ist dieses Land auch als „Ceylon“ noch in Erinnerung. Die Insel, vor der Küste Indiens gelegen, wurde in der Vergangenheit arg durchgebeutelt. Erst der über ein Jahrzehnt dauernde Bürgerkrieg, dann auch noch der Tsunami, welcher am 26. Dezember 2004 die Ostküste heimgesucht und den Tod von über 30.000 Menschen verursacht hat. Mensch und Natur haben sich wieder aufgerappelt und Sri Lanka ist wirklich eine Reise wert.

Die Insel hat viel zu bieten: Traumhaft schöne Strände, eine faszinierende Tierwelt, Urwald, Teeplantagen und beeindruckende Bauwerke. Und eine Menge von sehr herzlichen Menschen. Trotz Rollstuhl habe ich echt viel gesehen!

Start in München, und hurraa… mein erster Flug mit einer A 380! Zwischenstopp in Dubai – Ziel Colombo, Hauptstadt von Sri Lanka. Der Service für mich klappt hier ganz wunderbar, Privattransfer zum Hotel ebenso.

Colombo ist sehr hektisch, Glasbauten und Hochhäuser prägen den Stadtteil durch welchen wir fahren. Die Transferzeit zu unserem Hotel Centara Ceysands Resort & Spa in Bentota ist relativ kurz, ca. zwei Stunden. Das Hotel steht auf einer Landzunge zwischen dem Indischen Ozean und dem Bentotafluss. Zum Hotel gelangt man mit einem Fährboot. Für Rollis gibt es keine Rampe um auf das Boot zu gelangen, man wird von zwei kräftigen Männern auf das Boot buxiert.

Das Hotel ist jetzt optisch keine Schönheit, wurde aber im Jahr 2013 renoviert. Mein Zimmer mit behindertengerechter Dusche ist geräumig und ganz OK. Der Pool ist nicht riesig, dafür mit Poolbar ausgestattet und Liegestühle sind zur Genüge vorhanden. Was wie meistens fehlt, ist ein Poollifter , zum Glück habe ich einen gut durchtrainierten Vater, aber auch das Personal ist sehr hilfsbereit.

Das Restaurant ist mit dem Rollstuhl gut zugänglich, um auf die Terrasse zu gelangen muss man einen sehr kleinen Absatz überwinden. Hier ist es morgens sehr angenehm zu frühstücken, die Terrasse liegt direkt am Ufer des Bentotaflusses und man kann dem emsigen Treiben auf dem Fluss zusehen. Es gibt noch zwei Themenrestaurants in der Hotelanlage, das Speisen dort ist allerdings in unserem Package nicht inbegriffen und das Speiseangebot im Buffetrestaurant reicht für uns völlig aus.

Der Strand ist sehr schön aber es gibt so gut wie kein Strandleben, auch keine Liegestühle, das mag wohl daran liegen dass hier das Baden im Meer zu bestimmten Zeiten wegen der extrem starken Strömungen sehr gefährlich ist. Oft ist der Strand sogar menschenleer.  Meine Mutter liebt kilometerlange Strandspaziergänge und hier kann sie es richtig genießen, genauso wie sie die Massagen im wirklich schönen Spa-Bereich genießt.

Die Regenschirme, welche man in jedem Zimmer findet werden hier auch wirklich oft benötigt, es regnet immer wieder und das auch ganz schön heftig. Kein Wunder, dass auf dieser Insel die Vegetation förmlich explodiert, grün und bunt soweit das Auge reicht.

Für unsere Erkundungstouren durch das Land beschließen wir einen Guide und ein Mietauto mit Fahrer zu buchen. Selbstfahren wäre zwar grundsätzlich möglich sofern man einen internationalen Führerschein besitzt, andernfalls benötigt man eine vorübergehende Fahrerlaubnis, welche man beim Department of Motor Traffic beantragen muss. Linksfahren und die vielfältigsten Verkehrsteilnehmer, sprich: Fußgänger, Katz und Hund, heilige Kühe, Fahrräder, Motorräder, die allgegenwärtigen Tuk-Tuk, Busse, Autos, all dies hält uns davon ab auf eigene Faust loszuziehen. Unser Begleiter ist dann auch so etwas wie ein Sechser im Lotto, bei seinem Antrittsbesuch im Hotel informiert er sich in tadellosem Deutsch über unsere Wünsche, checkt wie es mit meinen Möglichkeiten aussieht ein paar Schritte zu gehen oder ein paar Stufen hochzusteigen. Er entpuppt sich als wahres Organisationstalent, packt auch selbst mit an wenn es mal nötig ist mich irgendwo hoch zu tragen oder steil aufwärts zu schieben. Es klappt einfach alles wie am Schnürchen. Barrierefrei ist hier nämlich so gut wie gar nichts, keine Aufzüge, keine Rampen.

 

ZUGFAHRT VON COLOMBO NACH KANDY

Unser erster Trip soll nach Kandy führen, in das Hochland Sri Lankas. Auf Empfehlung unseres Reiseführers fahren wir mit dem Zug dorthin, Start in Colombo. Frühmorgens werden wir von unserem Fahrer abgeholt und zum Bahnhof von Colombo gefahren, in einem blitzsauberen Multivan. Tickets in der zweiten Klasse hat unser Reiseleiter schon besorgt und die Sitzplätze reserviert, das sei Voraussetzung um einen Sitzplatz zu haben wird uns erklärt, ansonsten muss man sich mit Stehplätzen in der dritten Klasse begnügen. Der Einstieg in den Wagon gelingt mit Hilfe recht problemlos, mein Rolli wird zusammengeklappt und ich sitze am Fenster und schaue dem Getümmel an den Bahngleisen belustigt zu.

Ratternd verlässt der Zug den Bahnhof und nachdem wir die Vororte Colombos hinter uns gelassen haben wird die Landschaft vor dem Fenster immer grüner und schöner. Erst geht es noch vorbei an Reisfeldern und Weideland, doch schon bald geht es aufwärts durch extrem schmale Tunnels mitten durch den Urwald. Würde ich in einem der Tunnel meine Nase etwas zu weit aus dem Fenster strecken, müsste ich wohl ohne weiterleben. Der Zug schnauft mit ca. 30 km pro Stunde seinem Ziel entgegen und die Landschaft ist beeindruckend. Nach 120 km und zweieinhalb Stunden Fahrzeit erreichen wir Kandy wo wir von unserem Fahrer empfangen werden.

 

KANDY

Kandy liegt im zentralen Hochland Sri Lankas direkt am gleichnamigen See und wurde im Jahre 1987 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt, es ist auf alle Fälle einen Besuch wert. Bevor wir den berühmten Tempel des Zahn betreten dürfen, müssen wir jedoch einen Abstecher in einen der vielen schönen Läden machen, in denen wunderschöne Saris verkauft werden und eben auch das was mein Vater und ich dringend benötigen, einen Sarong. Der Tempel darf nämlich nicht mit kurzen Hosen betreten werden und genau das ist unser Problem, da gibt es keine Ausnahme auch nicht für männliche Rollstuhlfahrer. Neu eingekleidet begeben wir uns zum Eingang des Tempels wo ich sofort von einem freundlichen alten Mann in Empfang genommen werde. Ab sofort übernimmt er das Kommando über mich und meinen Rollstuhl, barfuß und nur mehr im Flüsterton sprechend staunen wir über die Pracht in diesem Gebäude. Angeblich wird hier eine Reliquie Buddhas aufbewahrt, sein linker Eckzahn, daher auch der Name.

Tief beeindruckt verlassen wir die Tempelanlage und fahren in die nahe gelegene Ortschaft Peradeniya, dort besuchen wir den königlichen botanischen Garten. Im Jahr 1821 wurde er vom Briten Dr. Alexander Moon eröffnet, angelegt wurde er aber schon von den Königen Sri Lankas. Man sollte wirklich ein paar Stunden Zeit einplanen für die Besichtigung dieser Anlage, über 4000 verschiedene Pflanzen kann man hier bewundern und das Orchideenhaus muss man auch gesehen haben.

 

BESUCH EINER TEEFABRIK

Wenn man durch das Hochland Sri Lankas fährt, sieht man sie überall: Die riesigen Teeplantagen und wie aus den grünen Blättchen der Tee entsteht so wie wir ihn kennen, interessiert uns natürlich. Dass die Arbeit der Teepflückerinnen keine leichte ist kann man erahnen, aber auch die Arbeit in den Fabriken ist vermutlich kein Zuckerschlecken, trotzdem sind hier in der Embilmeegama Tea Factory alle sehr freundlich. Flugs werde ich über die paar Stufen hochgetragen und kann mir nun ansehen wie viel Arbeit in einer Tasse Tee steckt.

Teeverkostung im Teehaus und der Kauf einiger besonders wohlschmeckender Sorten muss natürlich auch noch sein!

 

KOSGODA TURTLE HATCHERY

Der Bau der ältesten Schildkrötenfarm Sri Lankas wurde im Jahre 1979 durch die Spende von 100.000 US Dollar des schwedischen Kameraherstellers Victor Hasselblad ermöglicht. Der Strand von Kosgada wird von den Meeresschildkröten gerne für die Eiablage aufgesucht. Meeresschildkröten gehören zu den bedrohten Tierarten, was nicht verwunderlich ist wenn man bedenkt, dass von 1.000 geschlüpften Jungen nur ein bis zwei das gebärfähige Alter von 20 bis 30 Jahren erreichen. Und viele Eier werden schon kurz nach der Eiablage von Tieren und auch von Menschen aus dem Nest gestohlen. In den Schildkrötenfarmen werden deshalb eingesammelte oder gekaufte Eier im Sand vergraben bis die Tierchen schlüpfen. Dann bleiben sie noch drei Tage in der Station und werden dann ins Meer entlassen. So ermöglicht man ihnen einen guten Start und auf diese Weise sollen diese wunderschönen Tiere vor dem Aussterben bewahrt werden.

Schildkröteneier ähneln einem Tischtennisball, sind aber weich damit sie den Sturz in das bis zu einem halben Meter tiefen Loch bei der Eiablage heil überstehen.

 

BOOTSFAHRT AUF DEM MADU GANGA LAKE

Als ich das kleine Fischerboot sehe welches uns ein paar Stunden auf diesem See herumschippern soll ist mir nicht ganz wohl, aber ehe ich mich versehe haben mich schon vier kräftige Hände gepackt und samt Rollstuhl in das Boot gehievt. Es wird noch kontrolliert ob mein Rollstuhl gut positioniert ist und dann beginnt die Tour entlang dem Ufer des Sees. Der Madu Ganga ist eines der wenigen verbliebenen Mangrovengebiete Sri Lankas. Eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen sind hier beheimatet und viele von ihnen sind endemisch, das heißt es gibt sie nur hier und nirgendwo anders auf der Welt. Besonders beeindrucken mich die Warane, einige können bis zu drei Metern lang werden, aber auch die vielen Flughunde in den Bäumen. Und was mich noch erstaunt: Weit und breit kein weiteres Boot zu sehen, außer zwei Fischer. Unsere Bootsführer machen uns immer wieder auf gut getarnte Tiere im Dickicht aufmerksam und versorgen uns sogar mit kühlen Getränken und einem kleinen Imbiss. Nach ca. drei Stunden haben wir wieder festen Boden unter den Füßen und sind uns einig, dass sich diese Bootstour absolut gelohnt hat.

 

EDELSTEINMINE MEETIYAGODA

Sri Lanka ist berühmt für seine Edelsteine, so kommt zum Beispiel der „Blue Belle of Asia“ welcher die englische Krone schmückt aus diesem Land. In der Gegend rund um Ratnapura, Stadt der Edelsteine, gibt es viele kleine Edelsteinminen und eine davon wollen wir uns ansehen. Es ist fast unglaublich mit welch primitiven Methoden das edelsteinhaltige Material aus bis zu 20 Metern Tiefe an das Tageslicht befördert wird. Keine Maschinen, sondern nur Menschenhände graben die Stollen, ausgerüstet nur mit Schaufeln und Hacken. In geflochtenen Körben wird das ausgekratzte Material nach oben befördert und dort gleich ausgewaschen. Geübte Augen erkennen die wertvollen Steine und trennen sie von den Wertlosen. In einer kleinen Werkstatt können wir uns auch gleich noch ansehen wie aus den unscheinbaren Steinen wunderschöne Schmucksteine enstehen. Leider verdienen die Menschen welche Schwerstarbeit leisten sehr wenig und mir ist auch nicht ganz wohl ihnen dabei auch noch zuzusehen.

 

GALLE – HAFENSTADT

Die Altstadt ist von einem Fort umgeben und die Festungsmauern sind über 350 Jahre alt und wurden von den holländischen Kolonialherren erbaut. Diesen Mauern verdankt dieser Teil der Stadt, dass der Tsunami 2004 hier keinen Schaden angerichtet hat, während außerhalb der Festungsmauern viele tausende Menschen den Tod fanden. Entlang der Festungsmauer kann man die Altstadt umrunden und dem quirligen Leben zusehen. Hier werde ich auch ohne lange zu fackeln von zwei Angestellten eines Restaurants gleich über 30 Stufen hinauf und nach dem Essen wieder herunter getragen, ein Aufzug ist so natürlich ganz überflüssig.

Dass ich trotzt Rollstuhl so viel von diesem Land sehen kann hätte ich mir nicht erwartet. Mit einem Elektrorollstuhl wäre allerdings kaum etwas möglich gewesen, ein bisschen Abenteuerlust braucht man natürlich auch weil wie schon gesagt „Barrierefrei“ kaum etwas ist, das wird aber durch die spontane Hilfe der Menschen mehr als wettgemacht! Also nur Mut, Sri Lanka ist ein wunderschönes Land und auf alle Fälle eine Reise wert.

Gebucht habe ich meine Reise im „Reisebüro meines Vertrauens“ Luis Pichler.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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